Der Riedtsche Hof (Luisenstraße 12/14)
Er ist neben dem Steinschen Hof einer der bedeutendsten Herrensitze in Kirberg.
Es ist ein stattlicher Bau mit Satteldach und dreibödigem Dachstuhl. Das Fachwerk ist zum
größten Teil verputzt. Die Fenster besitzen noch heute zum Teil heraldische Brüstungen
und Schnitzereien in bester Qualität; ein reich geschnitzter Eckbalken zieht die Blicke an.
Eine Reifenbergische Urkunde von 1575 spricht von einer "alten" und einer "neuen
Haushälfte", was darauf hindeuten könnte, dass hier eine einst kleinere Hofstelle erweitert
worden ist. Aber allein die ausgewiesene Grundfläche dieses Gutes weist auf seine
Bedeutung hin; sie erstreckte sich bis zur sogenannten "Judenschule" in der Wassergasse.
Als Besitzer ist bisher Marsilius von Reifenberg bekannt, ein Neffe des Kirberger Amtmannes Gottfried von Reifenberg im
Steinschen Hof. Mit seinem Tod 1593 erlosch die Kirberger Linie der Reifenberger. Marsilius von Reifenberg übergab 1572
seine Güter in Kirberg gegen eine Leibrente an ein Konsortium von Verwandten der
Reifenberger unter Federführung des Freiherrn von Riedt. Er selbst zog sich in eine Hälfte
des Hauses zurück (heute Haus Nr. 12).
Im Jahre 1610 beschwerte sich Junker von Riedt darüber, dass an einer Haushälfte (Haus
Nr. 14) Fundament, Fachwerk und Fenster verfallen. Es scheint, dass kurz danach eine
Generalüberholung dieses Hauses vorgenommen wurde, bei der die heute noch
erhaltenen Schnitzereien angebracht wurden, die die Jahreszahl 1612 aufweisen.
Durch Heirat kam der Hof in den Besitz der Spechte von Bubenheim. Philipp Carl Friedrich
Freiherr Specht von Bubenheim vermietete 1769 Räume in diesem Haus an den oranisch-
nassau-diezischen Rath und Amtmann zu Kirberg Rühle, so dass auch von diesem Hause
aus Flecken und Amt Kirberg einige Zeit regiert wurden. Dies hat sich wohl weiterhin fort
gesetzt, denn 1810 finden wir hier den nassauischen Schultheißen Rosmanith wohnen, von
dem der Hausname für dieses Haus "Alt-Scholze", also "Alt Schultheiß", herrührt.
In den napoleonischen Freiheitskriegen 1813 bis 1815 soll in dem Haus Nr. 12 ein Lazarett
für russische Kosaken eingerichtet gewesen sein, deren Tote gleich hinter der Fleckenmauer beerdigt wurden.
Ende des 19. Jahrhunderts ging auch dieser Hof, wie die meisten anderen Kirberger Adelshöfe, in Privatbesitz über.